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Anwenderbericht Architektur: Matteo Thun | Hugo Boss Industries in Coldrerio
Das Streben nach Langlebigkeit
Thuns ganzheitlicher Zugang zu Design konzentriert sich in allen Bereichen auf Langlebigkeit. „Architektur heißt, die See- le eines Ortes zu entwerfen“, sagt er. „Das setzt ästhetische, ökonomische und technologische Nachhaltigkeit voraus. Es bedeutet, eine Synthese des Existierenden, des Zwecks und des Areals zu schaffen. Die Lösung ist jedes Mal eine ande- re.“ Nachhaltigkeit ist bei all seinen Werken ein gemeinsamer Nenner, sogar bei unterschiedlichen Entwürfen. Auch Pro- duktgestaltung soll dauerhaft sein.
„Produktdesign muss die Seele der Marke reflektieren. Es ist die Architektur einfacher, reiner und schöner Gesten, die einem täglichen Leben dienen, das weit über unsere Gegen- wart hinausgeht. Der Schlüssel dazu ist weniger Gewicht und mehr Licht“, sagt Thun. „Wir entwerfen Produkte, die Ideen ohne Worte übermitteln – Produkte, die beweglich sind, weil das heutige Leben nomadisch ist. Wir entwerfen Produkte, die Geschichten von Nachhaltigkeit erzählen, weil ökologische Notwendigkeiten dies erfordern.“
Kunst in Überlebensgröße
Mit den üppigen grünen Wäldern des Tessins im Hintergrund verkörpert der Hauptsitz von Hugo Boss Industries in Coldre- rio Transparenz und Licht. Das dreistöckige Gebäude umfasst 14 460 m2 und enthält öffentliche Bereiche, Konferenzzimmer, einen Showroom und Büros für über 300 Mitarbeiter. Ein gro- ßes und sonniges Atrium formt den drehkreuzartigen Mittel- punkt der Räume und absorbierende Holzwände in den zwei Obergeschossen schützen die verschiedenen Büros. Der na- türliche Effekt umhüllt den Betrachter sozusagen. Sogar beim Eintreten ist man von vertikalen spiegelnden Glaswänden um- geben, an denen ein ständiger Wasserstrom herunter fließt. Der Eindruck eines geradlinigen Gebäudes aus Glas, Stahl und Beton wird durch ein großes und abgerundetes, korbar- tiges Rautengitter aus Lärchenholz, das sich wie die Spitze eines Bumerangs um das Gebilde streckt, verändert. Das graziöse und natürliche Gitter ist an den Balkonen befestigt und dient auch dazu, das Gebäude vor Sonne und Wetter zu schützen. Gleichzeitig ist das Gitter ein überlebensgroßer Tri- but an Hugo Boss und erzählt symbolisch die Textilgeschichte des Bekleidungsherstellers, indem es das Gebäude selbst verwebt.
Thun hörte der Umgebung und der Vergangenheit der Firma genau zu. „Architektur hat einen Lehrmeister, den genius loci“, erklärt er. „Er teilt uns mit, wie wir ein Projekt zeichnen sollen, das in dem Gebiet, in dem wir bauen, Kultur und Natur respek- tiert. Daraus entsteht eine Architektur, die lokale Traditionen
„Architektur bedeutet, die Seele eines Orts zu
entwerfen.“
Matteo Thun, Geschäftsführer, Matteo Thun & Partners, Mailand, Italien
und neue Technologien so gut wie möglich nutzt, um nach- haltige Lösungen entstehen zu lassen, Ressourcen zu sparen und messbare ökonomische Resultate zu erzeugen, während sie zur Schönheit beiträgt.“
Thun und sein Team integrierten das Gebäude nahtlos an seinen Ort, indem sie nachhaltige, vorgefertigte Materialien wählten, die erschwinglich und effizient beim Bauprozess waren. Die Firmenzentrale ist mit maximalem Komfort und Nachhaltigkeit auf dem neuesten Stand der Technik, mit Ener- gie-Managementsystemen, die Heizung und Abkühlung, Licht und viele andere Funktionen in dem großen, offenen Raum optimieren. Das Gebäude wurde 2006 fertiggestellt.
Thun und sein Team entwarfen auch die Innenräume so, dass sie die Offenheit und Nachhaltigkeit des Äußeren reflektieren. Thun sagt: „Nachhaltigkeit fängt im Inneren an. Die meisten menschlichen Beziehungen und kreativen Ausdrücke voll- ziehen sich innerhalb von Gebäuden, so wie der größte Teil unseres täglichen Lebens. Das bedeutet, dass die Innenarchi- tektur in den Gebäuden, die wir entwerfen, der Arbeitskultur und den sozialen Strukturen dienen muss. Nur so spart man Ressourcen und Energie zu sparen. Auf diese Weise entsteht eine Innenarchitektur, die aufgrund der Transparenz ihrer Form und Funktion einfach, wesentlich und leicht ist.“
Lösungen ohne Wände
Bei der Verwirklichung des Projekts war die Geschwindigkeit eine Herausforderung. „Mit einer Modefirma zusammenzuar- beiten, bedeutet Schnelligkeit“, bemerkt Thun. „Des Weiteren mussten wir eine Lösung ohne Wände finden, um Büros zu schaffen, die es den kreativen Teams ermöglichten, zu inter- agieren.“ Er und sein Team verließen sich auf Vectorworks Architektur, um eine innovative Lösung für diese Ansprüche an die Räume auszuarbeiten und Pläne, Schnitte, Details, Mö- belzeichnungen, Beleuchtung, elektrische Installationen und Deckenspiegel vom konzeptuellen Entwurf bis zu den finalen Ausführungsplänen schnell zu erzeugen und aktualisieren zu können.
Thun teilt das Gebäude in Ebenen, um die vertikale Struktur des Gebäudes zu definieren. Die Klassen wurden verwendet, um die Objekte in verschiedene Objekttypen einzuteilen. Für die Innenarchitektur wurden dann eigene Standardvorgaben
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