Page 2 - Siegerarbeit von Alexander Drachenberg – Vectorworks Stipendium Architektur
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1. Auswahl der Typologien
Kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen haben die Anforderungen an das Museum immer
wieder beeinflusst. Somit hat sich das Museum vom reinen Ausstellungshaus des 19. Jahrhunderts zu
einem Ort der Kommunikation und Produktion entwickelt. Dabei liegt der Fokus nicht mehr ausschließlich auf
dem Ausstellungsbereich. Funktionen wie Restaurants, Bars und Einkaufsmöglichkeiten ergänzen das museale
Erlebnis. Unter der Betrachtung der bauwerklichen Geschichte des Museums wird deutlich, dass die architektonischen
Aufgaben im Laufe der Zeit komplexer und vielfältiger wurden. So funktioniert die Glyptothek in München ausschließlich als
Ausstellungsfläche, bei der einzelne Räume wie eine Enfilade aneinandergereiht durchlaufen werden. Beim Museum für Erfurt von
Henry van de Velde wird das ursprüngliche Erschließungsprinzip um einen Korridor ergänzt, welcher die Räume auch unabhängig
voneinander erschließbar macht. Das Solomon R. Guggenheim Museum in New York reinterpretiert die funktionalen Aufgaben eines Museums. Neben der spiralförmigen Kombination aus Erschließung und der Ausstellungsfläche, verlaufen Shops, Restaurants, Büros und Hörsäale parallel zueinander. Diese Parallelität ist durch gezielte Schnittstellen miteinander verbunden und auf den Entwurf im Hamburger Oberhafen transformiert.
Glyptothek München Museum für Erfurt Solomon R. Guggenheim 1830 1913 1959
2. Reihung der Typologien 3. Transformation der Typologien
Unterschiedliche Raumtypologien entsprechen den Erfordernissen der Sammlung. So unterscheidet sich jeder Raum und zeichnet sich durch seine einmaligen Charakteristiken im Gesamtgebilde aus. Die Räume lassen sich zwar im Nachhinein nicht mehr beliebig verändern, wie es bei den modernen Museen mit den freien Grundrissen der Fall ist, aber sie sind dank ihrer unterschiedlichen Ausführungen vielfältiger in ihrer Charakteristik und Nutzung. Denn basiert das Museum auf einem allgemeingültigen Prinzip, welches auf alles und jeden reagieren kann, ist die große Gefahr sich in Einseitigkeit zu verlieren gegenwärtig. Das spricht für die größere Bedeutung der Qualität und Vielfältigkeit eines Raumes, als für seine Flexibilität. Räume unterschiedlicher Funktion, Typologie, Stils, Größe und Orientierung schaffen eine Differenzierung. So existiert jeder Raum für sich und seine Funktion, dennoch bildet es zusammengesetzt und durch Schnittstellen miteinander verbunden ein gesamtes Ganzes. Mittels der Schnittstellen ensteht ein fließender Raum, der mehrere Typologien gleichzeitig, aber dennoch differenziert erfahrbar zeigt.
The Other Place 2017


































































































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