Anerkennung für Theresa Kellner – Vectorworks Stipendium Innenarchitektur (D, A, CH)
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Eine Hommage an das Erfurter Blau
DIE PFLANZE „WAID“ - DAS BLAUE GOLD
DIE WAIDMETROPLOLE ERFURT
Der Färberwaid (lat. Isatis Tinc- toria) ist die älteste und einzige Färbep anze Europas zur Ge- winnung eines blauen Farbstof- fes. In den Blättern der goldgelb blühenden, dem Raps ähnlichen, ansonsten eher unscheinbaren P anze verbirgt sich ein Geheim- nis – prächtiges blaues Pigment. Die Isatis Tinctoria, hierzulande auch bekannt als Deutscher Indi- go, gehört zur P anzenfamilie der Kreuzblüter und war bereits in der Antike als Färbep anze populär. Vor allem die sich in einer Rosette ausbildenden Blätter des ersten Jahres enthalten den kostbaren blauen Farbstoff Indigo. Auch die Blätter des zweiten Jahres können zur Färbung genutzt werden, ge- ben jedoch weniger Farbstoff ab. Im zweiten Jahr bildet die P anze hauptsächlich einen 50 bis 100 cm hohen Blütenstand mit gelben Blüten aus, der die Samen zur Ver- mehrung der P anze trägt.
DER FARBSTOFF
Aus dieser unscheinbaren, grünen P anze wird wie durch Zauber ein königliches Blau gewonnen. Der blaue Farbstoff, der aus den fri- schen Blättern der Waid extrahiert wird, ist Indigo - ein organisches Pigment, welches in der Natur nur P anzen in sich tragen.
Lange Zeit war der Färberwaid die einzige Quelle zum Blaufär-
ben von Textilien in Europa. Das in Erfurt angebaute Färberwaid hatte seine Blütezeit vom 13. bis zum 19. Jahrhundert und brachte der Stadt Reichtum und Ansehen. Speziell das hier gewonnene Pig- ment wird Erfurter Blau genannt. Es enthält im Gegensatz zur indi- schen Indigop anze in wesent- lich geringerer Konzentration den Farbstoff Indican, aus dem durch einen aufwendigen Prozess Indi- go gewonnen wird. Das lichtech- te Waid-Indigo unterscheidet sich vom echten Indigo durch seinen grau-blauen Farbton und macht es besonders einzigartig.
Der Farbstoff Indigo ist im Fär- berwaid und in der echten Indi- gop anze nicht direkt enthalten, nur die zuckerhaltige Vorstufe In- dican. Daher ist die Gewinnung des Farbstoffes ein recht kompli- zierter Vorgang.
Das Indican muss zweifach in sei- ner chemischen Substanz verän- dert werden, um das Indigo mit seiner Blaufärbung gewinnen zu können.
DIE ERNTE
„Zur Blütezeit des Waidanbaus wurden zur Farbstoffgewinnung Ende Mai, Anfang Juni die Blat- trosetten des Waids in seinem ersten Jahr geerntet. In einem wit- terungsbedingt günstigen Jahr
konnte man die Blätter der P anze bis zu vier Mal ernten.
Die gep ückten Blattrosetten wur- den zum Waschen in  ießende Gewässer gebracht, wo die Bau- ern sie vom Schmutz des Feldes befreiten.
Die frischen Blätter konnten direkt zur Anreicherung der Küpe als Fär- bemittel verwendet werden. Da man den Farbstoff aber langfristig auf dem Markt verkaufen wollte, breitete man Blätter auf den Wie- sen aus und ließ sie anwelken. Da- nach kamen sie unter das Rad der Waidmühle, das sie zu Waidmus zerquetschte. Aus diesem Mus wurden faustgroße Bällchen ge- formt, die sogenannten Waidbal- len.
Diese legte man zum Trocknen auf Horden, wo sie um etwa zwei Drittel schrumpften. Dieser ge- trocknete Ballenwaid wurde dann auf Fuhrwerke verladen und zum Waidmarkt gebracht, wo ihn die Waidjunker begutachteten und den Bauern ein Angebot unter- breiteten.“
Erst die Waidhändler durften das Halbprodukt weiterverarbeiten, indem sie die Bällchen auf den Waidböden zerschlagen mit Urin anfeuchteten. Dadurch setzte der Prozess der Fermentation ein, der das Extrahieren des blauen Pig- mentes ermöglichte oder das An- setzen der Färbeküpe.
"Erfurts Blaues Wunder - in der unscheinbaren Pflanze
verbirgt sich ein Geheimnis - prächtiges blaues Pigment"
Ursprünglich stammt der Färber- waid aus Westasien. Aber im 9. Jahrhundert wurde die Färbep an- ze auch in Europa vorzugsweise in Italien, Frankreich und Deutschland kultiviert.
Speziell in Thüringen lässt sich der Ursprung für den Anbau und die Nutzung des Färberwaids auf etwa 800 nach Chr. datieren. Karl der Gro- ße erwähnte in einem Dokument die guten Bodeneigenschaften des Erfurter Beckens mit seinem frucht- baren Löss und damit die Möglich- keit, die Färbep anze Waid in gro- ßen Mengen dort anzup anzen. Erfurts Stadtgeschichte ist seither eng verbunden mit dieser P anze.
Beginnend im 9. Jahrhundert wur- de das Färberwaid bis ins 19. Jahr- hundert auf weiten Flächen des Thüringer Beckens angebaut. Der Handel mit Waid prägte das Wirt- schaftsleben Thüringens im 13. bis 17. Jahrhundert maßgeblich. Da- mit eng verbunden waren die Ent- wicklung von neuen Handwerken, wie der Weberei und des Tuchge- werbes, das Erfurts Bürgern Arbeit, Verdienst und Wohlstand bescher- te. Waid hatte einen so hohen Stel- lenwert, dass es mit Gold aufgewo- gen wurde, deshalb nannte man den Waid auch das Goldene Flies Thüringens. Erfurt wurde durch die Produktion des blauen Färbeguts so reich und mächtig, dass im Jahr 1392 in der Stadt sogar eine Uni-
versität gegründet werden konn- te, eine der ältesten Universitäten Deutschlands.
Die heutige Thüringer Landes- hauptstadt gehörte zu den wichtigs- ten Städten des Mittelalters. Bauern in ungefähr 300 Thüringer Dörfern beschäftigten sich mit dem Wai- danbau. Auf dem Erfurter Anger, einst Weydtmarkt, verkauften die Händler über vier Jahrhunderte ihre Waidballen. Die Waidmetropole Er- furt war neben Toulouse und Genua der größte Umschlagplatz für Waid in ganz Europa.
Das Durchqueren des Flusses Gera, ehemals Erpha, und die vorteilhafte Lage an der Kreuzung der zwei Han- delsstraßen Via Regia und Nürnber- ger Geleitstraße brachte der Stadt eine herausragende Position und begünstigte den Export von Waid in hohem Maße. Es verband Erfurt von Osten nach Westen mit den be- deutendsten mittelalterlichen Han- delsmetropolen Breslau, Leipzig, Frankfurt, Köln, Antwerpen, und Pa- ris und von Norden nach Süden mit der Nürnberger Geleitstraße und somit direktem Zugang zur Via Im- perii und ihren Städten Nürnberg, Verona und Venedig.
Etliche Häuser in der Altstadt er- innern noch heute an die Ära des Blauen Goldes: der Waidspeicher, die Wohnhäuser der wohlhaben- den Waidhändler Zum Breiten Herd, Zum großen Paradies, Zur
Windmühle und Zum Stock sch. Ebenfalls Straßennamen wie Waid- mühlenweg oder Färberwaidweg erinnern an das bedeutende histo- rische Erbe, welches Erfurt jahrhun- dertelang durch prosperierenden Handel Wohlstand einbrachte.
Ab dem 16. Jahrhundert, mit der Entdeckung des Seeweges nach Indien und dem Aufschwung des dortigen Handels, setzte der Nie- dergang der europäischen Waid- produktion ein. Das aus der indi- schen Indigop anze gewonnene Indigo wurde zur gefährlichen Kon- kurrenz, da das Extrakt hochkonzen- trierter war und auf dem Markt preis- günsteriger angeboten werden konnte. Letzendlich wurde der Fär- berwaid ab 1680 durch den Sieges- zug des Indigo fast ganz vom Markt verdrängt und mit der Entdeckung der synthetischen Pigmentherstel- lung kam der Waidanbau Ende des 19. Jahrhunderts schließlich fast ganz zum Erliegen.
Über die Jahre der Geschichte und dem Niedergang des Waidabsatzes ist auch im Alltag der Stadt Erfurt der Waid in Vergessenheit geraten. Nur an wenigen Stellen  ndet man noch Verweise auf das Kulturgut. Le- diglich noch zwei Bewohner Erfurts beherrschen den Umgang mit dem Handwerk der Farbgewinnung und kultivieren die P anze vor den Toren der Stadt in kleinen Mengen.
VIA REGIA
4
8
5
5
3
N
Rezept für Färbeküpe
- 5 g Waidpigment
- 5 g Weizenkleie
- 5 l Urin (Natronlauge)
- 15 g Waschsoda (Hydrosul t) - 200 ml H2O
ERFURT I M 1:2000
2
7
6
1
S
S
1 Waidjunker - Rathausgasse 6 - 7
2 Waidspeicher
3 Haus zum Roten Ochsen (ehem. Haus einer Färbefamilie)
4 Haus zur Windmühle (ehem. Haus eines Waidhändlers)
5 Haus zum Breiten Herd (ehem. Haus eines Waidhändlers)
6 Haus zum Großen Paradies und Esel (altes Waidspeicherhaus)
7 Krämer Brücke 2 - kleine Waidmanufaktur
8 Alte Universität
EIN INNENARCHITEKTONISCHER ENTWURF VON THERESA KELLNER Hochschule Ostwestfalen-Lippe I Detmolder Schule
WAIDJUNKER
Die Manufaktur für Erfurter Blau
LAGE
Nach nun mehr als 500 Jahren kehrt der Blaue Schatz nach Erfurt zurück. Mitten im historischen Zentrum, in dem einst der Handel mit Waid  o- rierte, umgeben von all den ehemali- gen Wohnhäusern der Waidhändler, be ndet sich der Waidjunker - das Kleinod für Erfurts Blaues Gold.
In der Rathausgasse 6-7, direkt am Nebenarm des Flusses Gera dem Breitstrom, gelegen, wurde mit dem ausgewählten Standort der kleinen Färbemanufaktur für Erfurter Blau ein optimaler Platz für das Wieder- au eben einer längst vergessenen Tradition gefunden. In ummittelba- rerer Nähe der ehemals so wichtigen Handelsstraße Via Regia führt auch hier eine Furt, eine  ache Stelle zum Überqueren des Flusses, direkt durch die Gera, ehemals „Erpha“ auf die andere Uferseite und ermöglichte im Mittelalter den Ausbau des Handels. Einst namensgebend für die Stadt ErFURT sind diese  achen Flussstel- len der ERpha und dienen nunmehr dem Waidjunker als Schauplatz für In- szenierungen der Färbetradition.
Die zwei ineinandergreifenden Fach- werkhäuser der Rathausgasse 6 und 7 mit ihrem Innenhof bilden einen idyllischen in sich abgeschlossenen Ort, der sich durch seine partiellen Einblicke und die Begehbarkeit von allen vier Seiten der Öffentlichkeit präsentiert. Das dreigeschossige Haus der Rathausgasse 7, welches
der Flussseite zugewandt ist, wurde in seinem Fundament und Gemäu- er auf einer historischen Bruchstein- mauer erbaut, die denkmalgeschützt ist. Beide Gebäude stehen gegen- wärtig frei von angrenzenden Nach- barhäusern und sind Reste eines städteplanerischen Konzeptes mit Randbebauung, welches die Zonen längs der Rathausgasse bebaute und die Rückseite für Höfe und Garten ä- chen freiließ.
So bietet das Grundstück durch sei- nen Innenhof und den drei Terassen Gelegenheit, die Manufaktur nach Außen zu präsentieren und in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Gleichzeitig dienen die Frei ächen jedoch auch als Nischen des privaten Rückzuges und des kreativen Entste- hens.
Die bauliche Situation durch die offe- ne Bauweise der freistehenden inei- nander iessenden Gebäude ermög- licht die Belichtung von allen Seiten.
Zum derzeitigen Zeitpunkt liegt die- ser Ort brach. Was einst den Bewoh- nern Erfurts von als „Süße Ecke für Kunst und Kultur“ zugänglich war und in den 50er Jahren der Treffpunkt für Jedermann der Likör liebte, soll heu- te zum neuen Angelpunkt für Men- schen mit Vorliebe zu Handgemach- tem werden. Auch Touristen und Liebhabern, die Erfurt in seiner Gän- ze erleben wollen, dient dieser Ort als Hommage an das Erfurter Blau.
ANSICHT - FLUSSSEITE I M 1:100
ANSICHT - PARKPLATZ I HAUPTEINGANG I M 1:100
ANSICHT - LADEN I RATHAUSGASSE M 1:100
LADEN
VERANSTALTUNG
ATELIER
CAFÉ
MANUFAKTUR
DRUCKBEREICH FÄRBEBEREICH NASSBEREICH TROCKENPLÄTZE
RAUMPROGRAMM I KONZEPT
Der Waidjunker besteht aus 2 we- sentlichen Raumfunktionen, der Manufaktur mit ihren Räumen für Kunst und Produktion und den Or- ten für die Öffentlichkeit.
Die eigentliche Manufaktur führt im Erdgeschoss wie eine En lade von der Spitze des Ladens über den Druck-, Färbe- und Nassbe- reich bis hin zum Workshopraum im hinteren Teil des Gebäudes. Dazu parallel läuft der öffentliche Teil, mit Laden, Café und Außen-  ächen, der Besuchern und Lieb- haber zum Genießen, Beobach- ten und Verweilen einlädt.
Das Kleinod für Erfurter Blau ist so konzeptioniert, dass der Besucher stets direkten Blickbezug zur Ma- nufaktur hat und eingeladen wird, das Handwerk zu bestaunen. Da- für wurde an den geeigneten Stel- len die Gebäudesubstanz geöff- net, um das Durch ießen zwischen
LADEN
Kunst, Handwerk und Öffentlich- keit zu fördern. Es ist die Balance zwischen Erleben und Handwerk, die dem Waidjunker sein Gesicht gibt. Der Laden an der Spitze des Gebäudes, welcher der Auftakt und die Öffnung zu beider Bereich ist, ermöglicht die Kostbarkeiten der Manufaktur zu bestaunen und die Produkte zu kaufen oder Auf- tragsarbeiten anfertigen zu lassen.
Weiter wird der Waidjunker im Obergeschoss durch Mietateliers erweitert. Hier können Künstler mit dem Erfurter Blau, färben, ma- len, kreativ sein etc. und der Tra- dition ein neues Gesicht geben. Der sich daran anschließende Veranstaltungsbereich ist für Dau- er- und Sonderausstellungen oder Abendveranstaltungen rund um das Thema Waid und Erfurter Blau konzeptioniert.
CAFÉ
WORKSHOP
MANUFAKTUR
KONZEPT I EG
LADEN I EINGANG
LADEN I PIGMENTWAND
RUNDGANG 1
Als Besucher haben Sie zwei Möglichkeiten den Waidjunker zu erschließen. An der Ost- seite, an der der Parkplatz gelegen ist, be-  ndet sich der barrierefreie Eingang, durch den Sie über das Haupttor aus Eisen in das Innere des Kleinods für Erfurter Blau gelan- gen. Hier be nden Sie sich bereits mitten im Geschehen und blicken auf die wichtigsten Bereiche: die Manufaktur, in der die Verar- beitung des Erfurter Blaus statt ndet, den Laden, in dem die entstandenen Produk- te dargeboten werden und das Café. Der Innenhof bietet als Erweiterung des Cafés gleichzeitig einen Ort zum Ruhen, Genie- ßen und Beobachten. Es beginnt eine Reise voller Einblicke und Transparenz, Sie  ießen hinein ein in eine alte Tradition.
Betreten Sie den Laden von der Nordseite, wird Ihr Blick in zwei Richtungen gelenkt. Zum einen zur Manufaktur, die sich wie auf eine Perlenkette mit ihren Bereichen aufge- fädelt und bis über das Tauchbecken in den Workshopbereich erstreckt und zum ande- ren über einen im Laden verankerten blauen Ort des Eintauchens weiter in den Innenhof bis ins Café hinein. Hier gehen Sie vorbei an Waidballen, eine der Grundelemente des Erfurter Blaus, die den Auftakt des raumbil- denden Möbels markieren, in dem die wich- tigsten Elemente des Handwerks zu sehen sind - tauchen Sie hier ein in Geschichte und Tradition. Auf der rechten Seite werden die Pigmente des Erfurter Blaus präsentiert, je nach Jahrgang ist der Blau-Grau-Ton unter- schiedlich intensiv. Durch eine abgehange- ne Decke werden Sie nicht nur in den Raum hinein gezogen, sondern direkt zu den Pro- dukten geführt, die sich an der Außenwand, dem alten Mauerwerk, komplett bis in den
Werkstattbereich entlangziehen. Hier trifft bewusst Mauerwerk auf neue Materialität, um den Kontrast zu betonen. Aufeinander folgend fädeln sich an dem Sichtmauerwerk eingefärbte Garne, Fäden und Wolle zu fer- tigen Produkten (Tücher, Teppiche, Stoffe). Eine Geschichte vom Pigment zur Fertigung. An der Theke des Ladens werden Sie bera- ten und die aktuellsten Produkte, von Stof- fen bis hin zu Druckgra ken, liegen für Sie aus. Auch  nden Sie nun direkten Blickbe- zug in die Manufaktur, den Ort der Herstel- lung der Produkte. Dort werden die Stoffe und Papiere aufbereitet und bedruckt und die Verbindung der Produkte und deren Herstellung kann unmittelbar erlebt wer- den. Verlassen Sie nun den Verkaufsbereich über den blauen Eintauchpunkt, gelangen Sie den Innenhof. Hier  ndet sich die Mög- lichkeit, bei einer Tasse Café zu verweilen und dabei das alte Handwerk zu beobach- ten - durch die Stahlfenster der geöffneten Fassade erhaschen Sie einen Blick in die tra- ditionelle Blaudruckkunst. Der Waidjunker, der die Stoffe veredelt, lädt Sie ein, ihm zu- zusehen. Hier sehen Sie im vorderen Teil der Manufaktur wie die Stoffe präpariert, genäht, gesäumt, gebügelt und vorbereitet werden. Im zweiten Teil der Werkstatt werden die Stoffe dann auf dem größenveränderbaren Drucktisch verarbeitet. Hier werden die Pa- piere und Stoffe mit den Druckmodeln, die traditionellen aber auch neu entworfenen Mustern zeigen, bedruckt.
Ob Sie sich in der Werkstatt oder drau- ßen be nden – Ihr Blick fällt immer auf die Druckstöcke, das elementare Werkzeug der Handwerkskunst, die an unterschiedlichen Leisten angebracht sind.
N
ERDGESCHOSS I M 1:50
SCHNITT AA I M 1:50
MANUFAKTUR I DRUCKBEREICH
CAFÉ I EMPORE
CAFÉ I THEKE
RUNDGANG 3
Sie legen bei Bedarf an der eingebauten Garderobe oder den Schließfächern Ihre Sachen ab und treten dahinter in den groß- zügigen Ausstellungsbereich, der direkt als Haube über dem Tauchbecken schwebt, welches sich über zwei Etagen erstreckt. Hier werden die Produkte, die unten gefärbt wurden, ausgestellt und somit das Tauchbe- cken „gekrönt.“ Am Abend  nden z.B. Emp- fänge, Vernissagen oder Vorträge statt und im direkten Blickbezug erstrecken sich die Ateliers der Künstler, die dem Erfurter Blau ebenfalls verbunden sind, hier ihre Arbeit verrichten und ihrer Leidenschaft nachge- hen. Ist eine größere Veranstaltung geplant, kann die untere Theke im EG als Empfang genutzt werden. Bei kleineren Events be n- det sich im OG zudem ein weiterer Bereich mit Getränkeausschank. Außerdem können über den Fahrstuhl auch direkt Speisen aus der Küche im KG ins OG transportiert wer- den.
Neben den zwei Ateliers haben die Künst- ler, ähnlich wie in der Manufaktur im Erd- geschoss, die Möglichkeit, ihre Arbeit nach Außen zu präsentieren. Die zu öffnenden Glas-Stahl-Elemente ermöglichen Ein- und Durchblicke zwischen der Ausstellung und der gemachten Kunst. Auch hier sind Sie herzlich eingeladen, das Verarbeiten des Er- furter Blaus als Kunst zu besichtigen und ein- zutauchen in die hier modernisierte Traditi- on. In einer eher privaten Zone siedeln sich nach einander die Ateliers und der Aufent- haltsraum mit integriertem Büro und Küche an, hier bietet sich die Möglichkeit für die Künstler, in Ruhe ihrer Kreativität nachgehen zu können, aber auch ihre Pause zu verbrin- gen. Von dort aus steht ebenfalls eine Au-
ßenterrasse zur Verfügung, die von Außen als Auftakt für das Gebäude wahrgenom- men wird und gleichsam zum Verweilen des Personals als auch für Produktausstellungen der Künstler gedacht ist.
Im Kellergeschoss, das Sie für einen Gang zum Gäste-WC entweder per Fahrstuhl oder Treppe erreichen, be ndet sich der sogenannte Nassbereich des Waidjunkers - hier werden nach dem abgeschlossenen Färberprozess die Stoffe nachbereitet und zum Oxidieren z.B. auf der anliegenden Terrasse aufgehängt. Durch die Berührung des gefärbten Produktes mit dem Sauerstoff entsteht erst das kostbare Blau. Wenn die- ser Prozess vollzogen ist, wird der Stoff ge- waschen, von der bedruckten Pappmasse, von der auch die anschließenden weißen Stellen auf dem blauen Stoff rühren, befreit,  xiert, nochmals gewaschen, gebügelt und für den Verkauf präpariert. Waschmaschi- nen, Trockner und Bügelbereich sind hier vorhanden. Auch das Lager des Ladens, in dem die Produkte und auch Pigmente und Chemikalien gelagert werden, be ndet sich im Keller. Im hinteren Teil, direkt unter dem Café, liegt die Küche mit ihren Lagerräume und einem WC sowie ein Umkleideraum für das Personal. Die am Kellergeschoss ange- gliederte Terrasse wird vorwiegend von der Manufaktur genutzt, aber auch das Küchen- personal  ndet hier einen Ort für Erholung. Im Sommer können auch Sie als Gast hier verweilen und anhand von Selbstbedie- nung die Zeit bei einem Stück Kuchen ge- nießen und vielleicht haben Sie Glück und der Waidjunker macht gerade blau.
N
KELLERGESCHOSS I M 1:50
SCHNITT CC I M 1:50
MANUFAKTUR I FÄRBEBEREICH
RUNDGANG 2
Die Druckstöcke und ihre Motive sind zen- trales Gestaltungselement im ganzen Haus, deren Muster sich auf Türen und Schiebe- wänden wieder nden, sie trennen die ver- schiedenen Bereiche des Waidjunkers ge- meinsam mit blauen Textilwänden und sind als Analogie zum Blaudruck zu verstehen. Wo das Muster der auf die dahinterliegen- de Stoffwand trifft, ergeben sich einzigar- tige Blickfänge. Auch an den horizontalen Elementen, den Türen, verbindet sich das zentrale Element des Blaudrucks: Stoff trifft auf Muster. Nachdem die Stoffe präpariert sind, können Sie als Besucher ebenfalls die Anreicherung der Farbküpe im Färbebe- reich bestaunen, hier mischt der Waidjunker eine geheime Rezeptur aus dem Mittelalter an. Als zentrales Element zwischen Café und Werkstatt be ndet sich das Tauchbecken, in dem die Stoffe eingetaucht werden. Hier wird sowohl das Handwerk betrieben als auch die Möglichkeit geboten, die Zeremo- nie hautnah zu erleben. Setzen Sie sich hier an einen der 6 heißbegehrten Plätze in das Café, können Sie an den „Blauen Tagen“ das traditionelle Färben beobachten und auch bereits einen Blick des Nassbereich der Manufaktur im Kellergeschoss erhaschen. Dieser Ort, an dem Sie sich nun be nden, dient zur späteren Stunde ebenfalls als War- tebereich für Workshopbesucher, die noch ein Getränk zu sich nehmen wollen – denn einmal die Woche können Interessierte an Workshops teilnehmen und selbst „blau ma- chen“. Hier, nahe des Tauchbeckens, schließt die Manufaktur im hinteren Gebäude mit Umkleidekabinen und einem kreativen Entwurfsbereich, in dem man gemeinsam neue Muster entwerfen und Ideen entwi-
ckeln kann, ab. Auch ein kleineres Tauchbe- cken, das mit nur circa einem Meter Tiefe für kleinere Farbproben genutzt werden kann,  ndet dort seinen Platz. Die Teilnehmer der Workshops können im hinteren Hof auf der Terrasse pausieren aber auch ihre Stoffpro- ben zum Trocknen aufhängen, im Sommer dient der Hof dem Café als Erweiterung und Sie können gemütlich dem Rauschen des Breitstromes, einem Nebenarm des Flusses Gera, lauschen.
Durchqueren Sie das Café, treffen Sie im vorderen Teil auf eine Theke. Diese ist im Rü- cken gefasst durch eine denkmalgeschützte Bruchsteinmauer, die sich vom Innenhof an der Wand entlang bis nach Draußen zieht, gleich wie die Natursteinbank in den beiden Außenhöfen. Hier erhalten Sie Zugang zu einem am Fluss liegenden Außenhof und zur anderen Seite gelangen Sie zurück zum Innenhof. Im Café öffnet sich das Gebäude nach oben in den mit freigelegten Balken bestückten Dachraum. Hier bietet sich die Gelegenheit, unter der Holzbalkendecke oder auf den Logenplätzen der Empore, von wo aus Sie direkt in den Installationsraum des Dachraumes die Kunst bewundern kön- nen, Platz zu nehmen. Auch diese Emporen- plätze sind Raritäten und heißt begehrt.
Über die Treppe gelangen Sie in das Ober- geschoss zur Empore, dort können Sie ebenfalls die aktuelle Ausstellung besuchen, in der beispielsweise die Geschichten des Waids, aktuelle Stoffprodukte oder aktuelle Arbeiten der Künstler zu  nden sind.
N
OBERGESCHOSS I M 1:50
SCHNITT BB I M 1:50


































































































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