Page 4 - ComputerWorks Magazin 1/2016
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Das Paläon in Schöningen, Niedersachsen, beherbergt die
mit 300.000 Jahren ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit.
Wie schon beim Besucherzentrum für die Himmelsscheibe von Nebra in Sachsen-Anhalt gelang Holzer Kobler Architekturen das Kunststück, ein wissenschaftliches Zentrum, eine lebendige Ausstellung und ein Wahrzeichen der Region unter ein
Dach zu bringen.
Vectorworks - jeder Idee gewachsen
Das Paläon
von Holzer Kobler Architekturen
Koordiniertes Handeln in der Steinzeit
Der Fund der mehreren Tausend Jahre alten Speere bei Schöningen war für den strukturschwachen Landkreis Helmstedt in Niedersachsen ein Glücksfall. Um die wertvollen Relikte standesgemäß präsentieren zu können, wurde mit 15 Millionen Euro aus Konjunkturfördermitteln in unmittelbarer Nähe des Fundorts ein Museum inmitten eines 24 ha großen Geländes gebaut. Die unabhängigen Wettbewerbe für das Gebäude und die Ausstellung hat beide das Zürcher Büro Holzer Kobler Architekturen 2010 gewonnen.
Die hölzernen Speere aus der Altsteinzeit sind so bedeutend, weil sie das Bild vom Vorläufer des modernen Menschen revolutioniert haben: War bis dahin die Lehrmeinung verbreitet, dass Homo erectus ein kulturloses Wesen ohne Sprache war, das sich vom Sammeln von P anzen und Aas ernährte, vermitteln die rund 300.000 Jahre alten Wurfspeere ein völlig anderes Bild. Denn in unmittelbarer Nähe der Speere wurden die Knochen von rund 20 Pferden gefunden, die laut Ausgräber Dr. Hartmut Thieme mit diesen Speeren zur Strecke gebracht wurden. Eine erfolgreiche Jagd auf große, schnell iehende Tiere ist jedoch ohne planendes Denken und ausgefeilte Koordination der Jäger mittels Sprache kaum denkbar.
Womit mittels eines gezielten Speerwurfs der Mär vom primitiven, grunzenden Vorfahren nicht nur der Niedersachsen endgültig der Garaus gemacht wird.
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© P.Pfarr NLD