Siegerarbeit von Filip Staszkiewicz – Vectorworks Stipendium Landschaft
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KONzEPT //
THE SPACE LEFT BEHIND-UNCOVERED
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschland (SED) verfolgte mit ihrem Repressionsorgan, dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS), eine Politik der absoluten Überwachung und Geheimhaltung und verstieß damit gegen die eigenen demokratischen Grundsätze der DDR. Das MfS nannte sich auch metaphorisch »Schild und Schwert der Partei«, womit seinen Funktionen der Abwehr von innen- und außenpolitisch revolutionären Kräften und des Angriffs dieser als staatsfeindlich angesehenen Gruppierungen Rechnung getragen wurde.
Die Strategie des Verbergens hat nicht nur das Verhalten der Stasi, sondern auch den Bau der Sta- sizentrale, städtebaulich und architektonisch, über Jahrzehnten bestimmt. Bis 1990 präsentier- te sich dieses Areal als hermetisch abgeriegelte Stadt in der Stadt. Das Hauptgebäude liegt im Blo- ckinneren umgeben von Bürobauten, die wie eine Art Stadtmauer die Blicke von Außen abwehren. The space behind - der »Raum dahinter«, bezeichnet dieses Prinzip der Abschottung. Der innere Raum hinter dieser städtischen Barriere ist im Stadtgefüge nicht erkennbar, die Zugänge als solche nicht eindeutig lesbar.
Das gesamte Areal ist ein ausgesprochen vielschichtiges Konglomerat aus unterschiedlichen Bau- ten mit einem enormen Flächenpotential für Umnutzungen. Seine Flächenausdehnung, aber auch die Höhen der Gebäude liegen jenseits der für das Gebiet typischen Merkmale und sprengen dadurch die Dimensionen des Stadtraums. Angesichts der Knappheit öffentlicher Räume erscheint die enor- me Größe des ungenutzten Areals geradezu absurd. Dem Stadtteil mangelt es vor allem an Orten, an denen sich Öffentlichkeit als Praxis vollziehen kann, Orte der Begegnung und der sozialen Beziehun- gen. Durch den Rückbau minderwertiger Bausubstanz findet eine Entwicklung hin zu einer städte- räumlichen Wiederbelebung und Öffnung des Quartiers statt. Gleichzeitig bieten sich Möglichkei- ten der großflächigen Entsiegelung und Chancen für eine Verknüpfung der Grünräume des Quartiers.
Bereits vor der Eingemeindung Lichtenbergs zu Großberlin in den 1920er Jahren gab es Pläne, das Ge- biet zum kommunalen Zentrum des Bezirks auszubauen. Der 2. Weltkrieg und die darauffolgen- de Ansiedlung der Staatssicherheit 1950 verhinderte jedoch dieses Vorhaben. The space lefT be- hind bezieht sich auf den zurückgelassenen Raum, welcher nach vier Jahrzehnten von der Stasi geräumt wurde und auch nach seiner Inbeschlagnahme durch die Bevölkerung im Jahre 1990 die- ser nicht zur öffentlichen Nutzung zugedacht worden ist. Hier setzt das Konzept Uncovered an, das die demokratischen Aneignungsprozesse befördern möchte, um den hinterlassenen Raum hinter der Betonfassade für die Lichtenberger Bürger zu enthüllen und zugänglich zu machen.
Möglichkeiten der Mitbestimmung und Teilhabe an der Raumproduktion fördern Identität, Gleich- berechtigung und soziale Verantwortung. Das Konzept bietet Lösungsansätze zur Transformati- on des ehemaligen Stasi-Areals in eine identitätsstiftende, lebenswerte Mitte für Lichtenberg. Das Areal mit seiner Geschichte ist eine wichtige Referenz und der Orientierungspunkt, der dem Quartier eine unverwechselbare lokale Identität gibt. Der Ort ist Adresse, wird zur Bezugsfläche für Anwohner und über die Grenzen des Bezirks wahrnehmbar. Durch den immer mehr aufkommenden Zuzug aus anderen Stadtgebieten ist es ein notwendiger Schritt zu mehr öffentlichem, lebenswerten und grünem Raum in einer stetig wachsenden Stadt.
RÜCKBAU WBS-70 PLATTENBAU (HAUS 15&16)
Der ehemalige Bürotrakt wird aufgrund der großen Verschat- tung und der Eingliederung an die bestehende Umgebung von 13 auf 6 Geschosse zurückgebaut. Ehemalige Büroflächen werden mit Hilfe von Wohnmodulen, die sich an dem vorherr- schenden Grundriss des Bürobaus orientieren, zu Wohnräu- men verschiedener Größe und Bedürfnisse umgestaltet.
KOMMUNALES ZENTRUM LICHTENBERG
Das Struktur gebende, urbane Gewebe wird durch spezielle Orte referenziert. Das ehemalige Areal des MfS ist eine wich- tige Referenz des Quartiers und wichtiger Orientierungspunkt, der dem Quartier eine unverwechselbare lokale Identität gibt.
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GESCHLOSSENER BLOCK
»The space behind« - Der Raum da- hinter: Das Prinzip der Abschottung im Stadtgefüge. Das öffentlich zu- gängliche Areal ist als solches nicht lesbar.
RATHAUS
RATHAUSPARK
Abriss Rückbau
Wohnen
Arbeiten, Kleingewerbe Verwaltungsgebäude Museum Kreativwerkstatt
Öffentl. Raum Private Räume
RÜCKBAU / ABRISS
Städteräumliche Öffnung und Wie- derbelebung durch Abriss minder- wertiger Bausubstanz und Rückbau überdimensionierter Gebäude.
NEUE BAULICHE STRUKTUR
Anpassung der städtebaulichen Ord- nung an die Umgebung und Schaf- fung differenzierter Raumstrukturen im Areal.
NUTZUNGSKONZEPT GEBÄUDE
Etablierung neuer Nutzungen in den neu entstanden bzw. umgenutzten Gebäuden: Mix aus Wohnen, Arbeiten, Kultur und Kreativwerkstätten, Klein- gewerbe und Museum.
ERSCHLIESSUNG UND HAUPTENTREE
Das Areal wird über ein neues, groß- zügiges Hauptentree zugänglich. Der Besucher wird mittels Bepflanzung, Material und ein Beleuchtungssys- tem in und durch das Areal geleitet.
FREIRAUMQUALITÄTEN
Die Freiräume ergeben sich aus der Blockrandstruktur und der Öffnung des Areals an der westlichen Flanke. Die privaten Wohnhöfe sind mit den öffentlichen Plätzen verknüpft.
SCHAFFUNG VON GRÜNRÄUMEN
Großzügige Entsiegelung durch Aus- bau überdimensionierter Betonplat- ten und radioaktiver Kupferschlacke- steine. Schaffung von öffentlichem Grün und privaten Wohngärten.
ERINNERUNGSKULTUR
Neben der bereits bestehenden Dau- erausstellung können sich Besucher mittels verschiedener Einbauten im Außenraum, wie Stelen und Steinbän- dern informieren und so am histori- schen Erbe des Areals teilhaben.
MÖLLENDORFFSTRAßE
NORMANNENSTRAßE
GLASCHKESTRAßE
PLONZSTRAßE
RATHAUSSTRAßE
RUDOLF-REUSCH-STRAßE
HOENERWEG
EHEMALIGER URNENFRIEDHOF
FRANKFURTER ALLEE
FRANKFURTER ALLEE
DOTTISTRAßE
NORMANNENSTRAßE
STASI HEADQUARTERS
Cultural center Berlin Lichtenberg
RÜDIGERSTRAßE
RODELIUSPLATZ
URBANE WIlDNIS ABENTEUERSPIEl
NEUE STRAßEN- QUERUNG
NEUE STRAßEN- QUERUNG
RÜCKBAU
GEMEINSCHAFTSHAUS
BSTU
GROßE GRÜN-U. FREIFlÄCHE
FINANZAMT
GRÜNE WOHNHÖFE
GRÜNE WOHNHÖFE
HANS-ZOSCHKE-STADION
AUFENTHAlTSRAUM SHARED SPACE
VERANSTAlTUNGSORT AUFENTHAlTSRAUM
AUSSTEllUNGSRAUM MUSEUM
ARBEITEN, GEWERBE
GRÜNE WOHNHÖFE
AUFENTHAlTSRAUM
AMTSGERICHT
SCHULZE-BOYSEN-STRAßE
RUSCHESTRAßE
ALFREDSTRAßE
MAGDALENENSTRAßE
KUBORNSTRAßE
KUBORNSTRAßE
TU Dresden :: Fakultät Architektur :: Institut Landschaftsarchitektur :: Lehrgebiet Freiraumplanung :: Prof. Arq. Ana Viader Soler :: Dipl.-Ing. Louisa Schoeneich :: Dipl.-Ing. Annegret Stöcker Filip Staszkiewicz :: Matrikelnummer 4071726 :: Master of Science (M.sc.) 2016/17 :: Titel »The space left behind-UNCOVERED - Umgestaltung des ehemaligen MfS-Areals und seiner Umgebung«
BERLIN LICHTENBERG ZUKUNFTSBILDER EINER GRÜNEN STADT
THE SPACE lEFT BEHIND UMGESTALTUNG DES EHEMALIGEN MFS-AREALS UND SEINER UMGEBUNG
ANALYSE KONZEPT ENTWURF N° 1 2 3 4 5 6
RATHAUSSTRAßE
KONzEPTPlAN M. 1:1000


































































































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