Page 16 - Solibri magazine 2012
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COBie: Jetzt können Gebäudeeigen-
tümern mit ihrem Immobilienmanage-
ment ernst werden
Notwendigkeit zur
Veränderung
2010 sah sich die neue britische Regie- rung (wie die Regierungen vieler anderer Länder) gezwungen, sich mit den finanzi- ellen Problemen des Landes auseinander- zusetzen. Da die Beschaffung öffentlicher Güter (Gebäude und Infrastruktur) 40 % der jährlichen Bauinvestitionen Großbri- tanniens in Höhe von über 100 Mrd. GBP ausmachen, stand fest, dass kleine Ver- änderungen große Wirkung haben wür- den. Darum legte die Regierung im Mai 2011 ehrgeizige Ziele zur Reduzierung der Kosten und des ökologischen Fuß- abdrucks öffentlicher Bauprojekte fest: Beides sollte um 20 % sinken.
Dieses Ziel soll durch zwei Maßnah- men erreicht werden. Zum einen liegt der Schwerpunkt bei Bauprojekten nun auf „Qualität“ unter Vorgabe von Richtprei- sen. Das bedeutet, dass Auftragnehmer aufgefordert werden, ihre beste Qualität für einen bestimmten Preis anzubieten. Zum anderen wird angesichts der Tatsa- che, dass rund 80 % der Kosten eines Ge- bäudes während der Nutzungsdauer an- fallen (und nur etwa 20 % auf Planung und Bau entfallen - wobei die Kosten bereits erheblich gedrückt wurden), der Schwer- punkt auf das optimale Management der Immobilie während ihrer Nutzungsdauer gelegt. Das bedeutet, dass bei Übergabe eines Bauprojekts der Gebäudeeigentü- mer umfassende und gut strukturierte In- formationen erhält, damit die Optimierung des laufenden Betriebes und der Instand- haltung gewährleistet ist.
Dadurch hat die Strategie der bri- tischen Regierung für öffentliche Beschaf- fung einen Katalysator für eine dringend erforderliche Veränderung der Art und Weise geschaffen, in der Gebäude gep- lant, gebaut und betrieben werden. Über- dies wurde Building Information Modeling
(BIM) als wesentlicher Geschäftsprozess mit höchster Verpflichtung zu einem of- fenen Konzept – Open BIM – bei Techno- logiebeschaffung ermittelt. Ein ebenfalls zentraler Aspekt dieser Strategie ist die Rolle von Auftragnehmern mit Zuständig- keit für den Planungs-, Bau- und Über- gabeprozess, der neue Aufgaben sowohl hinsichtlich der Integration von Aktivitäten als auch der Bereitstellung strukturierter und genauer Daten für das Immobilien- management umfasst. Dies schließt viele Arten von Daten ein, wie Geometrie-, Attri- but-, Spezifikations-, Metadaten usw.
Eigentümer benötigen
brauchbare Informationen
Die nächste Herausforderung bestand darin zu entscheiden, wie diese Daten den für Betrieb und Nutzung dieser Gebäude zuständigen zahlreichen Ministerien (den „Eigentümern“), in verständlicher Form präsentiert werden sollten. Diese Ministe- rien – das Justizministerium, das Verteidi- gungsministerium, das Bildungsministeri- um usw. – die derzeit alle nur in geringem Umfang mit BIM arbeiten (Level 1 – 2D- oder 3D-CAD), erhielten alle den Auftrag, bis 2016 Level 2 BIM (gemeinschaftliches BIM) zu erreichen. Die Hauptkriterien für die Wahl einer Methode zur Erfassung von Immobiliendaten waren daher der einfache Zugriff und die einfache Verar- beitung der Daten sowie die Nutzung von Technologien, mit denen die Anwender bereits vertraut sind. Ein bereits in eini- gen US-amerikanischen Behörden einge- führtes Format, das diese Kriterien erfüllt und daher für Großbritannien gewählt wurde, ist COBie – Construction Opera- tions Building Information Exchange. Wei- tere Infos zur Regierungsstrategie und zu COBie in Großbritannien finden Sie auf www.bimtaskgroup.org
COBie (definiert als „Spezifikation, die nützliche Gebäudeinformationen liefert, indem sie Planungs-, Entwurfs-, Bau- und Inbetriebnahmeaktivitäten optimiert“) ist ein spezielles Datenschema zur Auf- zeichnung von Instandhaltungsdaten (Gewährleistungen, Teile usw.), Betriebs- daten (Anfahr-/Abfahrvorgänge usw.) und Gebäudedaten (Raum, Betriebsanlagen, Maschinen usw.) in einem Tabellenkalku- lationsformat. Dieses unkomplizierte und übersichtliche Datenlayout ermöglicht es jedem Benutzer, die Informationen, die er benötigt, zu entnehmen. Zur Va- lidierung und Kontrolle von Projektfort- schritten sind zurzeit fünf festgelegte Punkte mit Ausgabedatenspezifikationen im Planungs-, Bau- und Betriebs-Prozess vorhanden, die COBie-Daten anfordern (COBie Data Drop).
Frühe Erkenntnisse
Im Frühjahr 2012 hatte das erste Pro- jekt, das nach der neuen Methode arbei- tete – ein 180-Zellen-Anbau der Straf- anstalt Cookham Wood in Kent – COBie Data Drop 2 (Outline Solution) erreicht. Dies war eine Gelegenheit, ein Fazit zu ziehen. Da dieses erste Projekt von den Planern eine erhebliche Umstellung der Methodik verlangte, wurde der Daten- Drop von einer proprietären Plattform statt von einer offenen IFC-Plattform aus vorgenommen. Da über 20 „Modelle“ mit unterschiedlicher Software erstellt wor- den waren, überraschte es nicht, dass es schwierig war, diese zu koordinieren und hierbei Konflikte zu erkennen und zu beheben. Die Erstellung des COBie Data Drop (in Tabellenkalkulationsformat) er- wies sich als besonders schwierig, da das Extrahieren der benötigten Daten aus den BIMs manuell durchgeführt werden mus- ste. Nach der Erstellung des COBie Data Drop gab es keine Sicherheit, dass es
COBie
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JAAKKO JAUHIAINEN Solibri, Inc.


































































































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